Bankenbeben sorgt für neues Gold-Allzeithoch in Euro

Große Nachfrage bei Goldmünzen und Goldbarren. Anleger befürchteten eine neue Bankenkrise, wie zuletzt vor 15 Jahren, nach mehreren Bankenpleiten in den USA und in der Schweiz. Dadurch gewann der Goldpreis in US-Dollar und Euro deutlich.
Bankenbeben sorgt für neues Gold-Allzeithoch in Euro

Die aktuelle Entwicklung des internationalen Bankensektors verunsichert derzeit viele Anleger. Zu tief ist in den Köpfen immer noch die Bankenkrise von 2008 verwurzelt. Erst die Turbulenzen um das US-Geldhaus Silicon Valley Bank und jetzt die Zwangsübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die UBS erschüttern die weltweiten Börsen. Zwar beteuert die Bundesregierung, dass unser deutsches Bankensystem weiterhin stabil sei, doch mussten zeitweise auch die beiden Institutionen Deutsche Bank und Commerzbank Verluste hinnehmen. Durch die allgemeine Unruhe ergab sich eine rege Goldnachfrage, die den Kurs binnen weniger Tage um mehr als 100 Euro ansteigen ließ. Zeitweilig kletterte der Preis für eine Feinunze Gold (31,103 Gramm) auf 1.884 Euro (im Tagesverlauf), was einem neuen Allzeithoch entspricht. Auch in der US-Währung überstieg der Preis erstmals seit 2020 wieder die 2.000 Dollar-Marke.

Was war passiert?

Mit der Silicon Valley Bank (SVB), der Signature Bank und der First Republic Bank verzeichneten gleich drei regionale amerikanische Geldinstitute im März einen Zusammenbruch. Laut Expertenmeinung liegt der Grund hierfür insbesondere in der aggressiven Zinspolitik der US-Notenbank. Mit Erhöhungen des Leitzinssatzes auf bis zu 4,75 Prozent wollte die USA die steigende Inflation auffangen. Das führte dazu, dass immer mehr Einlagen abgeflossen sind. So galt die SVB in der Vergangenheit überwiegend als Kreditgeber für Start-ups im Technologiesektor, die bei steigenden Zinsen jedoch keine günstigen Kredite mehr anbieten konnte. Stützungsmaßnahmen des US-Einlagensicherungsfonds (FDIC) und der Federal Reserve (Fed) haben die insolventen Geldhäuser inzwischen aufgefangen. US-Regulierer werfen den Banken jedoch Missmanagement und riskante Finanzierungsgeschäfte vor.

Ähnliche Vorwürfe betreffen die Schweizer Credit Suisse, deren Aktienkurs in den letzten zwölf Monaten deutlich eingebrochen war und die von zahlreichen Skandalen geprägt war. Um einen weltweiten Kollaps zu verhindern, drängte die Eidgenossenschaft in einer Ad-hoc-Aktion zur Übernahme durch die UBS Group AG, inklusive staatlicher Hilfen und Garantien. Das bedeutet, dass insbesondere die Steuerzahler mit neun Milliarden Schweizer Franken für eventuelle Verluste aufkommen. Jedoch sorgten die Maßnahmen der Behörden letztendlich für eine Stabilisierung der Finanzmärkte.

Auswirkungen auf Banken in Deutschland und der EU

Das Bankenbeben hatte ebenfalls Auswirkungen auf die großen Geldhäuser in der Europäischen Union (EU) sowie in Deutschland. So verzeichneten die beiden führenden Institute Deutsche Bank und Commerzbank zeitweilig ein zweistelliges Minus bei ihren Börsenwerten. Doch nach der Rettungsaktion der Credit Suisse sieht die EZB-Bankenaufsicht die Bankensparte in Europa wieder als stabil an. “Der europäische Bankensektor ist widerstandsfähig und besitzt eine solide Kapital- und Liquiditätsausstattung”, hieß es von der EU-Behörde. Auch von Seiten der Bundesregierung kam eine Entwarnung: “Die Einlagen der deutschen Sparerinnen und Sparer sind sicher”, bekräftigt Kanzler Scholz im Bundestag. Zudem verwies er auf die strengeren Regulierungsvorschriften hin, wonach die aktuelle Situation nicht vergleichbar mit der Bankenkrise 2008 sei.

Gold profitiert von unsicherer Bankenlage

Dennoch reichte die allgemeine Verwirrung aus, dass sich Investoren auf der ganzen Welt anderen Anlagen zuwandten. Davon profitierte insbesondere physisches Gold, das zwischen dem 17. und 20. März verstärkt gekauft wurde. Dadurch schoss der Goldkurs auf Spitzenwerte im Tagesverlauf von bis zu 1.884 Euro mit einem neuen Schlusskurs von 1.863,72 Euro für eine Feinunze. Binnen weniger Tage kletterte der Goldpreis damit um rund 110 Euro (6,2 %) an. Bislang beläuft sich das Jahresplus bei Gold um 7,29 Prozent. Das derzeitige Allzeithoch in der EU-Währung aus 2022 liegt bei 1.880,75 Euro (Schlusskurs).

In US-Dollar zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier liegt die Jahresquote bislang bei 7,86 Prozent. Bis auf 2.010,15 Dollar kletterte der Spotpreis und näherte sich damit dem bestehenden Allzeithoch von 2.063,01 USD aus 2020. Die neuralgische Marke von 2.000 Dollar überschritt der Goldkurs erst zum dritten Mal in der langen Historie der Aufzeichnung. Die hohen Ausschläge wurden alle innerhalb der letzten drei Jahre verzeichnet, bedingt durch geopolitische Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg. Rückblickend betrachtet sorgt die weltweite Banken- und Finanzkrise 2008 erstmals nach fast 30 Jahren wieder für einen nennenswerten Anstieg auf 928 USD.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Warum greifen Anleger in Krisen immer wieder zu Gold?

Für viele Anlageexperten sollten Goldmünzen und Goldbarren zum festen Bestandteil des gemischten Portfolios gehören und einen Rahmen von 10 bis 15 Prozent umfassen. Zu beobachten ist, dass Gold, aber auch andere Edelmetalle wie Silber, Platin oder Palladium in Krisenzeiten verstärkt nachgefragt werden. Insbesondere das goldgelbe Metall strahlt Sicherheit aus, weil es seinen Wert nie ganz verlieren wird. Zwar ist der Spotpreis teilweise hohen Schwankungen unterworfen, doch ein Blick auf die Entwicklung der letzten fünf Jahre zeigt eine deutliche Wertsteigerung von zunächst etwa 1.100 Euro im Januar 2018 auf inzwischen über 1.800 Euro.

Eine Investition in physische Edelmetalle ist laut Experten nicht dazu gemacht, schnelles Geld zu verdienen. Gold dient dem langfristigen Vermögensaufbau und als Inflationsschutz, wie die Statistik eindrucksvoll belegt. Zum richtigen Zeitpunkt veräußert lassen sich durchaus Gewinne erzielen, die nach einer einjährigen Haltedauer sogar steuerfrei bleiben.

Fazit: Edelmetalle sind verlässliche Werte

Zwar scheint der aktuelle Bankenzwischenfall gebannt zu sein, doch hat die Entwicklung der letzten Wochen gezeigt, wie fragil das weltweite Bankensystem trotz der nach 2008 eingeführten Kontrollinstanzen immer noch ist. Zudem erscheint es bedenklich, dass selbst die Pleite von Regionalbanken am anderen Ende der Welt Auswirkungen auf das Weltgeschehen haben kann. Auch wenn sich die neue “Krise” vornehmlich in den Köpfen der Menschen abgespielt haben soll, wie Analysten beteuern, veranschaulicht sie einmal mehr den Stellenwert von Gold & Co.

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