Gold zur Wertabsicherung gefragt wie nie: Deutsche Privatanleger horten über 5000 Tonnen
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Insgesamt beläuft sich der gesamte Goldschatz in deutschen Privathaushalten derzeit auf 9090 Tonnen des wertvollen Edelmetalls. Davon entfallen allein knapp 5200 Tonnen auf Goldbarren und Goldmünzen. Der Rest von etwa 3900 Tonnen bezieht sich auf Goldschmuck. Dies haben Analysten des Research Centers for Financial Services (CFin) der Steinbeis-Hochschule Berlin im Auftrag von ReiseBank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Beim derzeitigen Goldpreis hat die Gesamtmenge einen Wert von etwa 441 Milliarden Euro.
Bei der Untersuchung handelt es sich um die Studie »Goldinvestment 2021: Indikatoren, Motive und Einstellungen von Privatpersonen«. Ziel der Umfrage war es, die Höhe des Goldbesitzes sowie die Nutzung von Gold als Anlage zu ermitteln. Für die Forscher spielten ebenfalls die Motive und Einstellungen zu Gold eine Rolle. Betrachtet wurde dabei der private Bestand an physischen und wertpapierbezogenen Goldinvestments und Goldschmuck in der deutschen Bevölkerung. Für die charakteristische Studie wurde eine Befragung bei 2000 Bundesbürgern ab 18 Jahren durchgeführt. Seit der letzten Erhebung 2019 stieg der Goldberg um 269 Tonnen an.
Laut CFin-Experten wird Gold weiterhin zur Wertabsicherung und als Inflationsschutz nachgefragt. Zudem gelte es als bewährter Krisenschutz, was sich einmal mehr in der andauernden Corona-Viruspandemie gezeigt habe. Die Zufriedenheit mit Gold als Anlageprodukt wird mit hohen 93,2 Prozent angegeben. Dabei sei es den Privatanlegern besonders wichtig, einen realen Wert in Händen zu halten. Insgesamt besitzen 41,7 Prozent der deutschen Erwachsenen, also 28,9 Millionen, Gold in Barren- oder Münzenform.
Jeder Erwachsene besitzt etwa 75 Gramm Anlagegold
Somit entfallen auf jeden Deutschen über 18 Jahren im Schnitt etwa 75 Gramm Anlagengold in Form und gut 56 Gramm Goldschmuck. Auffällig sind dabei die regionalen Unterschiede: So nennen Anleger aus Süddeutschland pro Kopf etwa 95 Gramm Gold ihr Eigen, während ostdeutsche Investoren durchschnittlich auf 61 Gramm kommen.
Zwischen 2019 und 2021 kauften ein Viertel der Befragten Anlagegold – darunter rund fünf Prozent Erstkäufer – wofür sie im Schnitt 4.250 Euro ausgaben. Dabei entfiel gut die Hälfte auf klassische Goldbarren und Tafelbarren. Ein gutes Drittel setzte auf die motivreicheren Goldmünzen. Nur elf Prozent veräußerten ihr Gold im angegebenen Zeitraum. Die Frage, ob sie weiterhin Gold kaufen werden, beantworten 76,6 Prozent der Befragten mit Ja.
Wo wird Gold gekauft?
Der Goldkauf ist für die Umfrageteilnehmer in erster Linie eine Vertrauensfrage. Kauften Anleger ihre Barren oder Münzen vor der Coronakrise noch verstärkt an der Ladentheke, verlagerte sich das Geschäft ab 2020 zunehmend in den Online-Handel. Geschuldet ist dies teilweise den Schließungen des stationären Edelmetallhandels während der Lockdown-Phasen.
Da für die Mehrheit der Befragten die Echtheitsprüfung des Goldes von elementarer Wichtigkeit ist, standen seriöse Anbieter im Fokus der Online-Geschäfte. Bei der Auswahl der Angebote wurden daher Fachhändler mit transparentem Internetauftritt bevorzugt, der parallel zum Ladengeschäft betrieben wird.
Die ReiseBank bewegte 2020 mehr als 41 Tonnen Gold
Die ReiseBank AG als Initiator der Goldinvestment-Studie zählt zu den umsatzstärksten Edelmetallhändlern in Deutschland mit Schwerpunkt institutionelle Kunden sowie eigenem Endkundengeschäft. Im Jahr 2020 überschritt die Tochtergesellschaft der DZ Bank erstmals die Zwei-Milliarden-Grenze beim Edelmetall-Umsatz und verzeichnete ein deutliches Plus beim Mengenwachstum. Insgesamt bewegte die ReiseBank im vergangenen Jahr mehr als 41 Tonnen oder umgerechnet 1,3 Unzen Gold. Würde man diese Menge an Goldmünzen zu einer Feinunze aufstapeln, wäre der Turm etwa 3,6 Kilometer hoch. Auch in den ersten Monaten 2021 verzeichnete der Anlagebereich der ReiseBank eine anhaltend hohe Goldnachfrage.
Die Goldrally startet wieder
Nach einem Tiefstand von 1.415 Euro pro Feinunze im Februar 2021 nimmt die Goldrally inzwischen wieder deutlich an Fahrt auf. In der ersten Mai-Woche konnte der Goldpreis erstmals die international wichtige Widerstandsmarke von 1.800 US-Dollar knacken. Das entspricht Werten von über 1.500 Euro für 31,103 Gramm Gold. Allgemein gehen Experten davon aus, dass der Goldkurs mittelfristig sogar die historische Höchstmarke von 1.920 Dollar aus dem vergangenen Jahr überschreiten könnte. Beeinflusst wird dies laut Analysten durch die anhaltend lockere Geldpolitik in den USA. Auch die stark gestiegenen Rohstoffpreise auf den Weltmärkten wirken sich positiv auf das gelbe Edelmetall aus.
Hierzulande wird die Goldnachfrage unverändert von den bereits bekannten Faktoren angetrieben. Hier nennt Christof Wilms, Chefhändler der ReiseBank insbesondere “die Nullzinspolitik, eine schleppend anlaufende Impfkampagne und die Flut billigen Geldes sowie die temporäre Aufhebung der Schuldenbremse.” Somit gilt Gold weiterhin als sicherer Hafen in Krisenzeiten.
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
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Gold ist weiterhin Wertspeicher
Dadurch hat die bekannte Faustregel der Vermögensberater unverändert Bestand. Danach wird Anlegern zur Wertabsicherung empfohlen, zwischen 5 und 15 Prozent an Gold-Investments in ihr Portfolio aufzunehmen. Denn die Diversifikation verschiedener Assets (Wertpapiere, Rohstoffe, Edelmetalle, Kryptowährungen etc.) minimiert das Verlustrisiko. Wobei Gold nie ganz seinen Wert verlieren wird.
Für Einsteiger in den Anlagemarkt bieten sich häufig nachgefragte und bekannte 1-Unzen-Goldmünzen an wie American Eagle, China Panda, Krügerrand, Lunar-Serie I-III, Maple Leaf, Nugget Känguru oder Wiener Philharmoniker. Diese weltweit anerkannten Produkte lassen sich bei Bedarf relativ einfach wieder veräußern. Wer auf Goldbarren setzen möchte, ist mit Stückelungen zu 100 Gramm oder 1 Unze ebenfalls auf der sicheren Seite – insbesondere wenn es sich um Gold von LBMA-zertifizierten Herstellern handelt.
>>>Tipp: Der Gewinn aus Goldanlageprodukten ist nach einer Haltedauer von 12 Monaten von der Einkommensteuer befreit. Deshalb eignen sich Münzen und Barren aus Gold eher zur langfristigen Kapitalanlage. Anders als bei Silbermünzen oder Silberbarren fällt beim Kauf keine Mehrwertsteuer an.
Fazit: Gold ist in Deutschland heiß begehrt!
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat der private Besitz von Anlagegold einen hohen Stellenwert. Zudem hält die Bundeszentralbank mit 3362 Tonnen nach den USA den zweitgrößten Bestand weltweit. Zusammen mit den Privatmengen ergibt das knapp 12,5 Tonnen oder 6,2 Prozent der globalen Goldvorräte. Diese Zahlen sprechen für sich und veranschaulichen einmal mehr die Bedeutung von Edelmetallen zur Vermögensabsicherung. Diess belegen ebenfalls die Daten der Reisebank-Goldstudie: Denn selbst bei Abflachen der Covid-19-Pandemie würden auch zukünftig 44,3 Prozent der Studienteilnehmer Gold hinzukaufen.